Schritt Eins: Wie mein Geld wirkt
Kennen Sie den Spruch “Über Geld spricht man nicht”?
Als wir jünger waren, haben wir ihn sehr oft gehört. Wir haben ihn oft unreflektiert übernommen. Auch in den letzten Jahren schwingt dieser Glaubenssatz in vielen Gesprächen im Hintergrund mit.
Heute wissen wir, dass das Gegenteil richtig und wichtig ist: Lassen Sie uns über Geld sprechen.
Genau dieses Gespräch wollen wir mit dieser mehrteiligen Serie starten. Und wir laden Sie ein, mitzusprechen. Sprechen Sie mit uns, mit Ihren Freund*innen, Kolleg*innen und in der Familie. Denn unser Geld hat eine immense Wirkung. Und jede*r von uns bestimmt welche.
Schritt eins - Was macht mein Geld so?
Im ersten Schritt sprechen wir über die Wirkung unserer Geldanlagen. Denn durch unsere Entscheidungen, wie und wo wir unser Geld anlegen oder investieren, gestalten wir unsere Zukunft.
Wenn wir heute über Geldanlage sprechen, dann meist nur über die finanzielle Rendite: Wie hoch sind die Zinsen? Ist mein Geld sicher? Wie viel Gewinn werde ich damit erzielen?
Wer fragt bei einer Spareinlage schon: Was macht die Bank mit meinem Geld? Wie wirkt dies positiv für andere Menschen? Und wer kennt die negativen Umweltauswirkungen, wie zum Beispiel die Treibhausgas-Emissionen, bei einem Aktienfonds oder ETF?
Die Wirkung unserer Geldanlage
Früher haben wir die ökologische und soziale Wirkung unseres Geldes auch nicht hinterfragt. Doch dann haben wir eine Studie des Finanzunternehmens NORDEA 1) gefunden. Diese besagt, dass die Ökologisierung unserer Geldanlage eine der effektivsten Maßnahmen bei der Verringerung unseres CO2-Fußabdrucks ist. Sie kann im Durchschnitt 27-mal effektiver als andere Maßnahmen sein, wie zum Beispiel:
- den Wasserverbrauch reduzieren,
- weniger fliegen,
- öffentliche Verkehrsmittel benutzen und
- weniger Fleisch essen.
Abb. 1 - Hebel zur Reduktion unseres CO2-Fußabdrucks
Geldanlage und CO2-Fußabdruck
Doch wie kann es sein, dass unsere Geldanlage einen so großen Hebel hat?
Wenn wir Geld bei einer Bank oder bei einer Fondsgesellschaften anlegen, liegt dies nicht einfach dort. Die Bank oder die Fondsgesellschaft setzt das Geld ein und investiert es zum Beispiel in Unternehmenskredite oder Aktien von anderen Unternehmen. Und diese Unternehmen stoßen unterschiedlich viel CO2 aus.
Die genauen Daten dazu finden wir in den Unterlagen von Banken und Fondsgesellschaften. Diese müssen in ihren Nachhaltigkeitsberichten den CO2-Fußabdruck ihrer Geldanlagen angeben. Dies betrifft auch die Kredite, die Finanzinstitute an Unternehmen geben.
Aus diesen Daten können wir den CO2-Fußabdruck hochrechnen.
Hier zwei Beispiele für 10.000 Euro:
- Unternehmenskredite einer konventionellen Bank entsprechen einem Ausstoß von 5,0 Tonnen Treibhausgase 2) pro Jahr.
- konventionelle Aktienfonds entsprechen einem Ausstoß von 4,7 Tonnen Treibhausgase 3) pro Jahr.
Wir vergleichen diese zwei Geldanlagen mit dem CO2-Fußabdruck einer Person in Deutschland und Österreich: 4)
- In Deutschland sind es 9,5 Tonnen Treibhausgase pro Jahr.
- In Österreich sind es 8,7 Tonnen Treibhausgase pro Jahr.
Wir können daraus erkennen:
- Eine Geldanlage von 20.000 Euro auf einem normalen Sparkonto oder in einem normalen Aktienfonds verdoppelt den ökologischen Fußabdruck einer Person.
- Eine Geldanlage von 100.000 Euro vergrößert den ökologischen Fußabdruck einer Person sehr stark auf das Sechsfache.
Abb. 2 - Ökologischer Fußabdruck von konventionellen Investments
Starten wir das Gespräch über Geld
Diese enorme Wirkung unserer Geldanlagen und Investments war uns selbst lange nicht bewusst.
Wie geht es Ihnen damit?
Wir laden Sie nun zu einer Aufgaben ein. Sie können damit das Gespräch über Geld starten:
- Überlegen Sie für sich selbst: inwieweit ist mir der ökologische Fußabdruck meiner Geldanlagen und Investments bekannt?
- Teilen Sie diesen Text mit Freund*innen und Bekannten. Sprechen Sie mit ihnen über die ökologische Wirkung von Geldanlage.
- Geben Sie uns eine Rückmeldung zu diesem Beitrag: Was hat Sie überzeugt? Was hat Sie überrascht? Wo haben Sie noch Fragen oder Ergänzungen?
Weiterführende Informationen
-
Sie wollen Ihren eigenen ökologischen Fußabdruck berechnen?
Dies können Sie über folgende Links tun. Dabei ist Ihre Geldanlage noch nicht enthalten.-
für Österreich den Fußabdruck-Rechner vom österreichischen Klimaschutzministerium
-
für Deutschland den CO2-Rechner vom deutschen Umweltbundesamts
-
- Sie wollen wissen, wie Ihre Bank oder Ihre Fondsgesellschaft zum Thema Nachhaltigkeit steht?
Suchen Sie auf der Website Ihres Finanzinstituts nach dem Nachhaltigkeitsbericht und lesen Sie ihn. In der Sektion “Erklärung zu den wichtigsten nachteiligen Auswirkungen von Investitionsentscheidungen auf Nachhaltigkeitsfaktoren” finden Sie üblicherweise den “Carbon Footprint” bzw. den “CO2-Fußabdruck” in Tonnen CO2 pro Million investierter Euro. Sie können daraus Ihren ökologischen Fußabdruck Ihrer Geldanlage berechnen.
Fußnoten
1) https://web.archive.org/web/20200918085723/https:/www.nordea.com/Images/33-282871/Sustainable%20Finance%20at%20Nordea.pdf
2) https://www.bawaggroup.com/resource/blob/86172/591c0100579645195b4341021a4d46ec/2024-bawag-pai-statement-data.pdf
3) https://www.erste-am.at/de/institutionelle-anleger/nachhaltigkeit/eu-offenlegungsverordnung
4) https://edgar.jrc.ec.europa.eu/report_2023?vis=co2pop#emissions_table
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